Geschichte der Gemeinde
Das älteste Dokument (das Güterverzeichnis Notitia Arnonis der Salzburger Kirche), in dem der Ort Aschau erstmals erwähnt wird, stammt aus dem 8. Jahrhundert. Aus den Aufzeichnungen ist ersichtlich, dass der Bayernherzog Tassilo 788 n. Chr. der Kirche des Apostelfürsten Petrus in Salzburg Grundstücke der Gemarkung Aschau übergeben hat.
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Historische Funde
Beim Weiler Kronberg (Gemeind Au a. Inn), unterhalb des Winterberges, wurde im Jahre 1872 das vollständige Skelett eines zweihörnigen Nashorns in einer Torfablagerung gefunden und ausgegraben. Es ist das erste Zeugnis vorgeschichtlichen Lebens aus dem Bereich der Tierwelt im Raum von Aschau a. Inn.
Im August 1982 wurde in der Kiesgrube der Firma Antosch im Kematinger Feld der Unterkiefer eines noch nicht ganz erwachsenen Wollnashorns gefunden, das in Europa während der Kaltzeiten der letzten Eiszeit lebte. Nach einem Gutachten der Staatssammlung für Paläontologie und Historische Geologie dürfte der Fund aus der letzten Kaltzeit der Würmzeit stammen, in der diese Tiere besonders weit verbreitet waren. Wollnashörner waren Einzelgänger und werden daher viel seltener gefunden als die in Herden lebenden Mammuts, die außerdem größere und robustere Knochen und Zähne hatten.
Menschliches Leben lässt sich hier erst in der Jüngeren Steinzeit (etwa 3500-1800 v. Chr.) durch Funde von Steinbeilen und Teilen von solchen in Ort Aschau a. Inn und bei der Einöde Palxöd nachweisen.
Ein frühbronzezeitliches Bronzeschwert wurde am linken nördlichen Innufer bei Klugham gefunden. In Aschau-Ort fand man einen Bronzesteigbügel, der jedoch wohl der Hallstattzeit (750-450 v. Chr.) zuzurechnen ist.
In die Spätbronze- und Urnenfelderzeit, die sich ungefähr zwischen 1250 und 750 v. Chr. erstreckte. ist wahrscheinlich der Fund einzuordnen, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf dem Friedhof in Aschau bei der Aushebung eines Grabes gemacht wurde. Man fand in der Tiefe von 80 cm eine ein Meter lange Brandschicht, die muldenartig von Norden nach Süden verlief. Auf der festgebrannten Lehmschicht lagen Scherben eines rohen, leicht gebrannten Tongefäßes von rötlicher Farbe mit schwarzem Kern. Auch Bronzebeschläge mit Verzierungen sowie ein zerbrochener kleiner Bronzering wurden hier aufgefunden. Ungefähr sechs Meter östlich davon konnte bei Aushebung eines anderen Grabes ein verziertes Bronzeschlagstück, das auf Leder befestigt war, geborgen werden
In Aschau wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts bei der Neuaufführung der Friedhofsmauer eine Anzahl von Gefäßresten gefunden, die in gebrannter Erde eingebettet waren. Sie wurden nach Begutachtung durch Prof. Ranke (München) der Hallstattzeit zugeordnet.
Bei der Regulierung des Thalerbaches im Jahre 1903 wurde eine Töpferfeuerstelle aus der Laténezeit gefunden. Hierbei fand man auch unter dem am Bach entlang führenden Fahrweg in einer Tiefe von 1,20 m auf dem vom Bach angeschwemmten Kies eine Lehmschicht, die an der Oberfläche Spuren von Feuerbrand trug. In der Mitte der Lehmschicht lag ein ungefähr 30 cm breiter Kieselstein in Form eines Brotlaibs ringsum befanden sich viele kleine Stücke von 3 bis 5 graufarbigen irdenen Gefäßen, Krügen oder Urnen, teils mit der Hand gemacht, größtenteils auf der Drehscheibe gefertigt.
Zusammenfassend lässt sich für Aschau und sein Siedlungsgebiet sagen, dass hier seit der Jüngeren Steinzeit menschliches Leben anhand von Funden nachweisbar ist und insbesondere der Friedhofshügel des heutigen Dorfes und seine nähere Umgebung eine kontinuierlich besetzte Siedlungsstätte seit der Bronzezeit gewesen sein dürften.
Auszug aus dem Aschauer Heimatbuch von Bernhard Muschol
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Mittelalter
Erste urkundliche Erwähnung von Aschau in der Notitia Arnonis (Güterverzeichnis) im Jahr 788 n. Chr. und Beginn der Grundherrschaft der Erzbischöfe von Salzburg.
Am Ende des 13. Jahrhunderts brachte Herzog Heinrich von Niederbayern nach einem Krieg gegen den Salzburger Erzbischof die Gemarkung Aschau für kurze Zeit in seinen Besitz.
Im Jahre 1364 ging die Herrschaft wieder an einen Salzburger, den “Ministerialen Hans von Überacker”, über. Der Name Überacker wird 1454 letztmals erwähnt. Danach übernahmen die Grafen Toerring-Jettenbach die Gemarkung Aschau in Besitz. Die toerringsche heraldische Rose im Aschauer Gemeindewappen erinnert noch heute daran.
1472 wird Aschau in einer Urkunde als Hofmark bezeichnet. Im Aschauer Ortsteil Haselbach stand bis 1820 ein Schloss auf dem zahlreiche bayerische Adelsfamilien wirkten.
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16. - 18. Jahrhundert
1634 kam es zu einem Bauernaufstand wegen der drückenden Quartierlasten während des 30-jährigen Krieges, der auch in Aschau Opfer forderte.
Im Zuge der Säkularisation 1803 wurden die Chorherrenstifte Au und Gars aufgehoben und deren Grundherrschaft.
Zu den im Jahre 1808 vom Landgericht Mühldorf gebildeten Steuerdistrikten gehörte auch der Steuerdistrikt Aschau. Er umfasste das Dorf und folgende Siedlungen:
Deinwalln, Ellach, Geidobl, Guggenberg, Hamberg, Haselbach, Hörmannsberg, Howaschen, Kemating, Litzlkirchen, Moos, Oedhub. Palxöd, Priesteröd, Rattenberg, Reichdobl, Roßessing, Rulading, Scheuern. Steinberg, Thal, Thann, Tödtenberg, Troibach, Wimm, Wolfdobl, Wolfgrub und Ziegelwalln.Mit dem Gemeindeedikt vom 17.05.1818 wurde die Selbstverwaltung der Bayerischen Gemeinden eingeführt, in Aschau wurde der erste Gemeindevorsteher (Bürgermeister) und Gemeinderat gewählt.
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20. Jahrhundert
1914 – 1918 Erster Weltkrieg, die Gemeinde Aschau hat 39 gefallene Kriegstote zu beklagen.
1932 – 1937 Joseph Ratzinger, später Papst Benedikt XVI. verbrachte einen Teil seiner Kindheit in Aschau a. Inn.
1937 – 1940 Errichtung eines Rüstungswerkes im Waldgebiet südlich von Aschau auf ca.175 ha Fläche und ca. 190 baulichen Anlagen. Bis Anfang 1945 wurde in der Anlage Nitrocellulose produziert. Am 03. Mai 1945 wurde das Werk von amerikanischen Truppen eingenommen und stillgelegt. Ab 1946 wurde die Werksanlage für einen wirtschaftlichen Neuanfang umgewandelt und speziell für gewerbliche u. industrielle Nutzung besiedelt, auch Wohnhäuser und eine Bunkerkirche wurden geschaffen.
1939 -1945 Zweiter Weltkrieg, viele Bürger der Gemeinde Aschau a. Inn sind gefallen, vermisst oder wurden Kriegsversehrt.
1946 Zustrom von Heimatvertriebenen aus den deutschen Ostgebieten. Die Bevölkerung wächst von 945 Bürgern im Jahr 1933 auf 1854 Bürger im Jahr 1946, eine große Herausforderung für die Unterbringung und späteren Wohnungsbau.
1949 stimmt der Aschauer Gemeinderat der Gründung von Waldkraiburg zu, alternativ wäre eine Großgemeinde Aschau gewesen.
1950 wird aus den Gebäuden des Lagers Stein, das zum ehemaligen Rüstungswerk gehörte, das Berufsbildungswerk Waldwinkel entwickelt. Träger dieses Berufsbildungswerkes ist eine Niederlassung der Salesianer Don Boscos, hier finden sozial benachteiligte, erziehungsschwierige und körperlich benachteiligte Jugendliche Unterstützung und eine berufliche Ausbildung.
1958 Einweihung einer neuen Volksschule, 1985 Erweiterung des Schulgebäudes
1976 Gemeindegebietsreform, Aschau wächst um die westlichen Gemeindeteile der ehemaligen Gemeinde Fraham. Aschau behält seine Selbständigkeit.
Im Jahr 1990 feierte Aschau ein Jahr lang mit zahlreichen Veranstaltungen und einem historischen Umzug die 1200-jährige Geschichte.
In der Folgezeit entwickelt sich die Gemeinde ständig weiter, Aschau hat eine hervorragende Infrastruktur, alle Bedürfnisse des täglichen Lebens können in Aschau erledigt werden. Neue Wohngebiete wurden ausgewiesen, eine neue Umgehungsstraße, die Mü 25 entlastet den Durchgangsverkehr und eine großzügig geplante Gemeindehalle ermöglich sportliche und kulturelle Veranstaltungen.
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Literaturhinweise
1985 hat die Gemeinde Aschau ein Heimatbuch herausgegeben, der Verfasser ist Bernhard Muschol.
2012 wurde das Heimatbuch mit der Herausgabe des Buches „Aschau, ein Porträt des 20.Jahrhunderts“ erweitert.
2015 kam die Publikation „Das Werk Aschau, Geschichte-Gegenwart-Zukunft“ hinzu.
Alle drei Bücher können im Rathaus eingesehen und erworben werden.
2020 hat das Berufsbildungswerk Waldwinkel eine Chronik verfasst und als Buch aufgelegt, diese Chronik ist im Berufsbildungswerk Waldwinkel käuflich zu erwerben